Workshop "Kunst und Kultur für Menschen mit Demenz" im Kulturhistorischen Museum und in der Kunsthalle Rostock
Rostock-Stadtmitte (HRPS) • Besucherbetreuer und Museumspädagogen sowie Mediziner, Vertreter von Selbsthilfegruppen und freien Trägern haben heute an einem Workshop zu speziellen Freizeitangeboten für demenzkranke Menschen teilgenommen. Die Initiative geht auf die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) Greifswald zurück, die sich bereits seit mehreren Jahren dieser Thematik angenommen und überraschend positive Erfahrungen gesammelt hat. "Spezielle Freizeitangebote für an Demenz erkrankte Menschen sollen ein fester Bestandteil in den Rostocker Museen werden", so Dr. Michaela Selling, Leiterin des Amtes für Kultur, Denkmalpflege und Museen.
Mit Hilfe der Bundeskunsthalle Bonn wird ein attraktives Angebot für an Demenz erkrankte Menschen entwickelt und in den Rostocker Museen umgesetzt. Durch den demografischen Wandel sind immer mehr ältere Menschen Teil der Gesellschaft mit entsprechenden besonderen Bedürfnissen. Kurzfristig sollen daher in der Kunsthalle Rostock und im Kulturhistorischen Museum erste Führungen für Demenzkranke angeboten werden. Die Teilnehmerzahl wird auf etwa fünf Betroffene plus Betreuer beschränkt werden müssen, um allen Beteiligten ein möglichst nachhaltiges Erlebnis zu verschaffen. Ziel ist es, vor allem Angehörigen Entlastung zu verschaffen, und sei es nur für die Dauer des Museumsbesuches. Sie haben in der kleinen Gruppe einen "geschützten Raum", in dem sie nicht die Reaktionen oder Verhaltensweisen ihres dementen Angehörigen erklären oder sich gar dafür entschuldigen müssen.
Zudem haben sie das Erlebnis zusammen verbrachter Freizeit mit dem Angehörigen, durch Basteln gibt es auch davon ein Erinnerungsstück.
Kunst als ein motivierendes Erlebnis.
Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland setzt sich seit 2008 aktiv mit den Herausforderungen einer sich verändernden Gesellschaft im Hinblick auf den demografischen Wandel auseinander. "Wir verstehen es als unsere Aufgabe, allen Besuchern einen kreativen und individuellen Zugang im Sinne der kulturellen Teilhabe zu er-möglichen", erklärte der kaufmännische Geschäftsführer der Bundeskunsthalle Dr. Bernhard Spies. "Dies bezieht sich auf den Besuch der Ausstellungen ebenso wie auf das begleitende Bildungs- und Vermittlungsprogramm. Daher werden zu fast jeder Ausstellung spezielle auf Menschen mit besonderen Bedürfnissen ausgerichtete Vermittlungsangebote entwickelt, im Besonderen auch für dementiell erkrankte Menschen. Hierbei werden Zugangsmöglichkeiten mit allen Sinnen genutzt, der Einsatz unterschiedlicher Materialien und Modelle wirkt dabei unterstützend." Für Menschen mit Demenz war der Ausstellungsbesuch ein motivierendes Erlebnis, das über den emotionalen Zugang zu Öffnungsprozessen führte. Sie konnten sich kommunikativ und schöpferisch einbringen mit Erfolgserlebnissen, die teilweise auch nach dem Museumsbesuch noch wirkten. Die Bundeskunsthalle steht im regelmäßigen Austausch mit Betroffenen, Verbänden und Schulen und versucht so, die Einbindung von Menschen mit einer Demenz in den öffentlichen Kulturbetrieb weiter voranzutreiben.
Der Rostocker Zoo führt bereits seit gut einem Jahr Führungen für Demenzkranke durch, dieses Angebot war ebenfalls mit Unterstützung der Bundeskunsthalle entwickelt worden. Der Zoo, dessen Besucherbetreuer an der Weiterbildung des Landesmuseumsverbandes teilnahmen, hatte bereits seine Unterstützung zugesagt, an einem Netzwerk mitzuwirken.
Quelle: HRO-News.de | Rubrik: Gesundheit & Soziales | Sa., 17.01.1970 - 13:25 Uhr | Seitenaufrufe: 154« zurück zur News-Übersicht